Kirchenführer St. Maximin

Kath. Titularkirche
St. Maximin in
Wülfrath-Düssel


Die erste Kirchengründung fand vermutlich in vorromanischer Zeit statt, ist jedoch urkundlich nicht zu belegen.

Südlich unweit der Kirche verläuft das Flüsschen Düssel, 
das in einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV. aus dem Jahr 1065 anlässlich einer Beschreibung des Reichsforstes als „Tussala“ erstmalig erwähnt wird.

Dieses verlieh bald darauf der Ansiedlung den Namen, denn in einer Urkunde des Kölner St.-Gereon-Stifts von 1182 findet sich die Ortsbezeichnung „Dussele“.

Der nahegelegene Rittersitz sowie das dort ansässige Geschlecht sind urkundlich zum ersten Mal 1298 mit der Person des Gerhard von Düssel nachweisbar.

Anfang 12. Jh. Baubeginn der Kirche St. Maximin

1246 Die Kirche wird der Propstei des Kölner St. Gereon-Stifts angegliedert

1283 Überweisung der Kirche an Dekan und Stiftskapitel von St. Gereon

1689 gehört der Pfarrbezirk der Kirche zum Landgericht der „Vier Capellen“, einem Gerichtsbezirk im damaligen Amt Solingen

1859 Anbau der Seitenschiffe

1863 Errichtung eines neuen Turmes

1888/89 Umgestaltung der Kirche zur dreischiffigen Basilika durch den Architekten Gerhard August Fischer; das Mittelschiff wird im Westen um ein Joch verlängert, Abriss des alten und Errichtung eines neuen Turmes; ebenso fügt man Querschiff und Chorraum mit Apsis an

1910 Anbau der Sakristei

1972/73 und 2000 Umfassende Restaurierungen der Kirche

Die erste Kirchengründung fand vermutlich in vorromanischer Zeit statt, ist jedoch urkundlich nicht zu belegen. Südlich unweit der Kirche verläuft das Flüsschen Düssel, das in einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV. aus dem Jahr 1065 anlässlich einer Beschreibung des Reichsforstes als „Tussala“ erstmalig erwähnt wird.

Dieses verlieh bald darauf der Ansiedlung den Namen, denn in einer Urkunde des Kölner St.-Gereon-Stifts von 1182 findet sich die Ortsbezeichnung „Dussele“. Der nahegelegene Rittersitz sowie das dort ansässige Geschlecht sind urkundlich zum ersten Mal 1298 mit der Person des Gerhard von Düssel nachweisbar.


Dem Kunsthistoriker Paul Clemen (1866–1947) zufolge beruht eine angeblich früher am Turm befindliche Jahreszahl 1111 auf einer falschen Deutung von vier Eisenankern; er vermutet den Baubeginn dennoch am Anfang des 12. Jh. Andere Quellen verlegen ihn weiter vor und verweisen auf Vorgängerbauten, die um das Jahr 700 bestanden haben sollen.

Eine Sage berichtet von einer Kapelle im Düsseltal, die von einem Einsiedler, der als Mönch in Italien geweilt hatte, hier erbaut worden sei. Nach der Zerstörung durch kriegerische Franken habe man an gleicher Stelle den ältesten Teil der heutigen Kirche errichtet, geschehen um das Jahr 1050.

Aus dem Grundriss ist zu entnehmen, dass die übliche West/Ost-Ausrichtung bei diesem Bauwerk geringfügig nach Norden verschoben wurde, weshalb die Wahl des Schutzpatron auf den hl. Maximin fiel, der im 4. Jh. Bischof von Trier war.

Im Jahr 1246 wurde die Düsseler Kirche der Propstei des Stiftes St. Gereon in Köln angegliedert und 1283 dem Dekan und Kapitel dieses Stiftes überwiesen. Bis 1689 gehörte der Pfarrbezirk der Kirche nebst den Ortschaften Gruiten, Schöller, Sonnborn zum Landgericht der „Vier Capellen“.

Das 19. Jh. bringt durchgreifende Veränderungen am gesamten Baukörper mit sich. 1855 setzen Umbau- und Erweiterungsarbeiten ein. Den benötigten Raum erreichte man durch Streckung des Langhauses und Einziehen eines Querschiffes (C, D). Bis 1855 war die Kirche St. Maximin ein schlichter romanischer Bau mit zwei Langhausjochen, Chorquadrat (apsidial geschlossen) und vorgesetztem Westturm. Das Mauerwerk bestand aus Kohlensandstein, bearbeitete Flächen aus Sandstein. Die Wände des Langhauses waren von romanischen Rundbogenfenstern durchbrochen. Westfälischer Einfluss wird an den querrechteckig angeordneten Jochen des Mittelschiffes (A) erkennbar. Zunächst noch unwesentliche Veränderungen setzen sich 1859 mit dem Anbau pultgedeckter Seitenschiffe (E, F) fort. Somit war eine Pfeilerbasilika entstanden. 1863 wird der romanische Turm wegen Baufälligkeit abgerissen und durch einen neuen ersetzt. Große bauliche Veränderungen finden in den Jahren 1888/89 statt. Neu erbaut wird nun das Chorquadrat mit 5/8-Apsis, im westlichen Teil kommen ein Langhausjoch und der Turm hinzu. Da die Sakristei (I) bald nicht mehr genügend Platz bietet, fügt man 1910 an der linken Chorwange einen Neubau (J) an.

Die Kreuzgratgewölbe des Mittelschiffes (A) werden von schmalen Gurt- und im Scheitel gespitzten Wandbögen getragen. Beide Bogenarten leiten ihre Last auf rechteckige Wandvorlagen, welche, bis zum Fußboden geführt, den Hauptpfeilern vorgeblendet sind, so dass eine deutliche Jochgliederung entsteht. Einem Joch des Mittelschiffes sind jeweils zwei Seitenschiffjoche zugeordnet. Die Obergadenfenster füllen nahezu die gesamte Bogenzone aus. Die nördl. und südl. Wand dieses Bauabschnittes werden von mächtigen Pfeilern wechselnder Stärke getragen. An der Nordwand zeigt sich ein regelmäßiger Wechsel von Haupt- und Zwischenstützen. An der Südwand dagegen sind jeweils zwei Arkaden von einem Bogen überfangen, wodurch sie wie große Doppelarkaden wirken. Einfache Gesimse in den Kapitellzonen zeugen vom Verzicht auf das Ornament. Am Vierungspfeiler der südl. Wand ist eine dreiteilig gestaffelte Konsole zu sehen, sie wurde aus einem Stück gearbeitet. Im neugotischen Querschiff (C, D) (1888/89) wie auch im Chor ruhen die Gewölbe auf Kreuzrippen, die ihre Last auf schmale, etwas höher ansetzende Ornamentkapitelle (Frucht- und Blattmotive) ableiten. In die Ostwände hat man Apsiden zur Aufnahme von Seitenaltären eingelassen. Romanische Bauelemente zeigen die Seitenschiffe (E, F). Völlig dem gotischen Baustil verpflichtet ist die Gestaltung der Chorapsis (G). Dort fällt das ungewöhnlich stark gefaltete Gewölbe mit seinen weit heruntergezogenen Rippen auf. Eine besondere Anziehungskraft erlangt dieser Teil des Kirchenraumes durch die Ausmalung.

Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. III, 2, Düsseldorf 1894.

Willi Münch, Stadt Wülfrath, Ein heimatkundlicher Bericht in Wort und Bild, Köln 1979.

Ders., Wülfrath und das Niederbergische Museum, Rhein. Kunststätten, Heft 137, 3. Aufl., Neuss 1981.

Franz Wilhelm Oligschläger, Haus und Pfarre Düssel, in: Bergische Zeitschrift XI, 1906.

Klaus Saeger, Romanische Kirchbauten im Niederberg. Raum (I), Die kath. Pfarrkirche St. Maximin zu Wülfrath-Düssel, in:
Romerike Berge, Heft 2/3, Remscheid 1984.

Otto Schell, Befestigte Kirchhöfe im Bergischen, in: Bergischer Kalender, Jg.1, 1920.

Adolf Schüttler (Hrsg.), Die Landkreise in NRW, A: Nordrhein, Bd. 1, Der Landkreis Düsseldorf-Mettmann, Ratingen 1952.

J. Walkiewicz, Im Banne der Heimat destrauten Dörfchens Düssel, ungedr. Manuskript 1941.

Archiv des kath. Pfarramtes Wülfrath-Düssel.

Original von: Schnell, Kunstführer Nr. 1538 2.,
neu bearbeitete Auflage 2010
© VERLAG SCHNELL & STEINER GMBH REGENSBURG
Leibnizstraße 13, D-93055 Regensburg
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Weitere Informationen zum Verlagsprogramm erhalten Sie unter: www.schnell-und-steiner.de

Weitere Informationen, z. B. zur Ausstattung, finden Sie im Kirchenführer St. Maximin.
Das Heftchen ist zum Preise von 3,- € in der Kirche (Schriftenstand) oder im Pastoralbüro Goethestr. erhältlich.

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